Ein modernes Heizsystem muss genau zum Gebäude passen – sonst drohen unnötig hohe Kosten und spürbare Komfortverluste. Die Heizlast bildet dafür die rechnerische Grundlage. In diesem Überblick finden Eigentümer von Neu- und Altbauten die wichtigsten Antworten rund ums Thema.
Wer als Hauseigentümer eine neue Heizung plant, wird schnell auf die Begriffe „Heizlast“ und „Heizlastberechnung“ stoßen. Eine falsche Dimensionierung des Heizsystems – sei es zu groß oder zu klein – führt nicht nur zu ineffizientem Betrieb, sondern auch zu unnötigen Kosten und einem beeinträchtigten Wärmekomfort. Besonders bei der Installation einer Wärmepumpe ist eine präzise Heizlastberechnung unerlässlich, um einen effizienten und zuverlässigen Betrieb sicherzustellen.
Was genau ist die Heizlast und warum ist sie so wichtig?
Die Heizlast wird in Kilowatt (kW) angegeben und bezeichnet die Leistung, die notwendig ist, um die Wärmeverluste – etwa über die Gebäudehülle – am statistisch kältesten Wintertag auszugleichen und die festgelegten Raum-Innentemperaturen aufrechtzuerhalten. Nur bei einer korrekt berechneten Heizlast kann das Heizsystem effizient, komfortabel und wirtschaftlich arbeiten.
Die sogenannte Norm-Heizlast wird für das gesamte Gebäude ermittelt, um die Wärmeerzeugerleistung (in kW) passgenau auszulegen, sowie raumweise, um die Heizflächen bedarfsgerecht zu dimensionieren.
Früher war oft auch vom Wärmebedarf die Rede, doch dieser Begriff wird heute anders verwendet. Der Heizwärmebedarf, auch als Gebäudeenergiebedarf bezeichnet, ist ein Maß für die energetische Qualität eines Gebäudes. Er wird in Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter (kWh/m²a) angegeben. Für die Auslegung eines Wärmeerzeugers ist dieser Wert jedoch nicht maßgeblich – hier ist ausschließlich die Gebäudeheizlast entscheidend. Und umgekehrt lässt die Heizlast keinen Rückschluss auf den möglichen Heizenergieverbrauch des Gebäudes zu.
Wie wird die Heizlast berechnet?
Die Heizlastberechnung erfolgt nach der europäischen Norm DIN EN 12831. Dabei wird für jeden Raum die nötige Heizleistung einzeln ermittelt und anschließend zur Gebäudeheizlast aufsummiert. Die softwaregestützte Berechnung umfasst im Wesentlichen drei Bereiche:
- Transmissionswärmeverluste: Wärme, die durch Wände, Fenster, Dach und Boden nach außen verloren geht.
- Lüftungswärmeverluste: Wärmeverluste durch den Luftaustausch – geplant (z. B. durch Lüftungsanlagen) oder ungeplant (z. B. durch Undichtigkeiten in der Gebäudehülle).
- Zusätzliche Aufheizleistung: Die Energiemenge, die notwendig ist, um Räume nach einer Abkühlung wieder auf Temperatur zu bringen.
Dabei berücksichtigt die Norm u. a. die individuellen, baulichen Faktoren, die regionalen Klimadaten, sowie das Nutzerverhalten – etwa die Luftwechselrate oder die gewünschte Raumtemperatur. Generell gilt: je höher der energetische Gebäudestandard, desto geringer die Heizlast.
Der Heizungsfachmann kann übrigens bei der Heizlast-Berechnung weitere Aufheizleistungen berücksichtigen. Dies ist typischerweise z. B. erforderlich bei größeren Anlagen zur zentralen Warmwasserbereitung oder wenn bei Wärmepumpen Sperrzeiten des Energieversorgers einkalkuliert werden müssen.
Welche Besonderheiten gibt es bei der Heizlastberechnung im Altbau?
Die erforderliche Heizlast eines Gebäudes steigt grundsätzlich mit folgenden Faktoren:
- der Größe der Wand- und Gebäudehüllflächen, über die Wärme verloren geht,
- je schlechter die Wärmedämmung von Bauteilen wie Wänden, Fenstern oder Dach, desto höher der Energieverlust und desto höher der U-Wert (Wärmedurchgangskoeffizient)
- dem Volumen und der Lüftungsrate der Räume – je mehr Frischluft zu erwärmen ist, desto größer die Heizlast,
- sowie der klimatischen Lage – je kälter der Standort und je größer der Temperaturunterschied zwischen innen und außen, desto mehr Heizleistung wird benötigt.
In Bestandsgebäuden gestaltet sich die Heizlastberechnung in der Regel komplexer als bei Neubauten. Häufig fehlen vollständige Unterlagen, da bestimmte Kennwerte, wie U-Werte, zur Bauzeit nicht verwendet oder dokumentiert wurden. Zudem sind ältere Gebäude oft massiver gebaut, verfügen über höhere Räume und benötigen entsprechend mehr Zeit und Energie zum Aufheizen als moderne Neubauten.
In solchen Fällen greift der Fachmann teilweise auch auf baujahrtypische Werte zurück und berücksichtigt dabei aber auch nachträgliche energetische Modernisierungen – etwa neue Fenster oder eine verbesserte Dachdämmung. Das setzt Erfahrung und ein gutes Verständnis bauphysikalischer Zusammenhänge voraus. Nur dann lässt sich eine praxis- und normgerechte Heizlast ermitteln.
Welche Nachteile hat ein falsch dimensioniertes Heizsystem?
Untersuchungen zeigen, dass Wärmeerzeuger früher im Durchschnitt um 50 bis 100 Prozent zu groß ausgelegt wurden. Das führt zu:
- erhöhten Anschaffungskosten
- höherem Brennstoff- und Stromverbrauch aufgrund einer Ineffizienten Betriebsweise
- mehr Verschleiß, insbesondere durch häufiges Ein- und Ausschalten (Takten).
Mit der Einführung der Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 und der Anpassung nationaler Richtwerte wird einer Überdimensionierung von Heizungsanlagen gezielt entgegengewirkt. Deshalb darf der neue Wärmeerzeuger bei einer Heizungssanierung keinesfalls allein anhand der Leistung des alten Kessels dimensioniert werden.
Gerade bei Wärmepumpen ist eine präzise Heizlastberechnung besonders wichtig. Eine Überdimensionierung wirkt sich deutlich negativer auf Effizienz und Lebensdauer aus als bei Gas- oder Öl(brennwert)geräten, da Wärmepumpen empfindlicher auf häufiges Takten reagieren. Ist die Anlage hingegen zu klein ausgelegt, kann es bei sehr niedrigen Außentemperaturen vorkommen, dass einzelne Räume nicht ausreichend beheizt werden oder das zusätzliche, direktelektrische Heizelement in Betrieb geht.
Wann ist eine Heizlastberechnung notwendig?
Eine Heizlastberechnung ist in mehreren Fällen sinnvoll oder unverzichtbar:
- Bei einem Neubau ist sie nach dem aktuellen Gebäudeenergiegesetz (GEG) gesetzlich vorgeschrieben.
- Bei einer Heizungssanierung, da vorhandene, ältere Heizkessel oft überdimensioniert sind und unnötige Energie- und Folgekosten verursachen.
- Aufgrund energetischer Sanierungsmaßnahmen (z. B. Fenstertausch, Fassaden- oder Dachdämmung) und beim Dachausbau zu Wohnzwecken ändert sich die Heizlast des Gebäudes gravierend.
- Falls die Räume vergrößert oder anders genutzt werden, verändert sich deren Heizlast.
- Im Rahmen der Beantragung von KfW- und BAFA-Fördermitteln, z. B. der KfW-Heizungsförderung, sind eine Heizlastberechnung sowie ein dokumentierter hydraulischer Abgleich notwendig.
Wichtig: Im Rahmen einer Heizungssanierung werden in Verbindung mit einer Wärmepumpe meistens die Heizsystemtemperaturen (Vor- und Rücklauftemperatur) verringert. In diesem Fall muss überprüft werden, ob die vorhandenen Heizflächenleistungen noch ausreichen, um die Raumheizlasten zu decken. Ist dies nicht der Fall, müssen neue, leistungsstärkere Heizkörper installiert werden.
Kann man die Heizlast selbst berechnen?
Im Internet finden sich mittlerweile diverse Tools und kostenpflichtige Angebote, mit denen technisch versierte Hauseigentümer eine gute Einschätzung der Heizlast vornehmen können. Für eine fachgerechte und normkonforme Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 sind jedoch detaillierte Gebäudedaten, bauphysikalisches Fachwissen und spezielle Berechnungssoftware erforderlich. Selbst bei einer vereinfachten Heizlastabschätzung im Gebäudebestand sind fundierte Erfahrung und Fachkenntnisse unerlässlich. Daher sollte insbesondere die raumweise Heizlastberechnung grundsätzlich von qualifizierten Fachleuten wie Heizungsbauern, Fachplanern, Architekten oder Energieberatern durchgeführt werden – nicht zuletzt aus Haftungsgründen sowie bei der Planung von effizienten Wärmepumpensystemen oder der Beantragung von Fördermitteln.
Wichtig: Im Rahmen der Heizlastberechnung sollten Eigentümer unbedingt vorab die gewünschten Zieltemperaturen für die einzelnen Räume gemeinsam mit dem Fachmann festlegen. Die Erfahrung zeigt, dass z. B. 20 Grad Celsius für Wohnräume für viele Nutzer zu niedrig angesetzt sind.
Fazit: Der Schlüssel für ein effizientes Heizsystem
Die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 ist weit mehr als eine technische Formalität: Sie ist die zentrale Entscheidungsgrundlage für die Wahl des leistungsmäßig passenden Wärmerzeugers für Ihr Gebäude – ohne korrekte Heizlast geht es nicht, egal ob Wärmepumpe, Gasbrennwertgerät, Pelletkessel oder Hybridlösung. Zudem ist sie die Basis für die Durchführung des hydraulischen Abgleichs. Lassen Sie sich deshalb von einem qualifizierten Fachmann beraten und investieren Sie in diese wichtige Grundlage, die langfristig für hohe Effizienz, wohlige Wärme und niedrige Betriebskosten sorgt.
Foto: Björn Lülff / Intelligent heizen