Egal, ob ein neuer Wärmeerzeuger eingebaut oder ein bestehendes Gebäude umgebaut oder energetisch saniert wird: Der sogenannte hydraulische Abgleich ist ein wirksames Verfahren, um das gesamte Heizsystem effizient einzujustieren. Das reduziert die Heizkosten und sorgt für hohen Wärmekomfort. Welche weiteren Vorteile der hydraulische Abgleich bietet, wann er notwendig ist, und wie er funktioniert, erläutert unser Beitrag.
Vor dem Hintergrund steigender Energiepreise, den Bemühungen zur CO2-Vermeidung sowie dem möglichst effizienten Einsatz von erneuerbaren und fossilen Energieträgern, gewinnen auch die wirksamen Optimierungsmöglichkeiten bei Heizsystemen an Bedeutung. Eine zentrale Stellschraube ist der sogenannte hydraulische Abgleich. Das Verfahren bietet eine einfache und effektive Möglichkeit, Heizkosten zu senken und gleichzeitig den Komfort in den eigenen vier Wänden zu steigern.
Warum ist ein hydraulischer Abgleich wichtig?
Das bewährte Verfahren sorgt dafür, dass das Heizwasser entsprechend den Anforderungen optimal verteilt und jeder Raum gleichmäßig und bedarfsgerecht beheizt wird – ohne dass es zu überhitzten oder kalten Bereichen kommt. Genauer gesagt: Jede Heizfläche erhält die rechnerisch benötigte Menge an Heizwasser, um am standortbezogenen, statistisch kältesten Tag des Jahres den Wohnraum auf die jeweils festgelegte Rauminnentemperatur erwärmen zu können.
Im Vergleich zu einem hydraulisch nicht abgeglichenen System wird weniger Energie für eine unnötige Wärmebereitstellung aufgewendet. Dadurch verringern sich die Heizkosten und CO2-Emissionen. Expertenberechnungen zeigen, dass bei der Systemoptimierung eines bestehenden, älteren Heizsystems durchaus bis zu etwa 15 Prozent Energieeinsparung möglich sind.
Welche Zusatzeffekte bietet ein hydraulischer Abgleich?
Neben der Energieeffizienz und dem Wärmekomfort bietet ein hydraulisch und regeltechnisch optimal eingestelltes Heizsystem weitere Effekte und Vorteile:
- Die geplante, erforderliche Heizleistung wird erreicht
- Gleichmäßiges und schnelles Aufheizen
- Keine Belästigungen durch Strömungsgeräusche in Heizkörpern, Thermostatventilen und Leitungen
- Die Thermostatventile arbeiten genauer
- Keine überhöhten Vor- und Rücklauftemperaturen, was sich besonders günstig auf den Betrieb von Wärmepumpen und Brennwertgeräten auswirkt
- Die Heizungspumpe läuft optimiert und stromsparender
Wann ist ein hydraulischer Abgleich durchzuführen?
Nicht nur bei einer Erstinstallation eines Wärmeerzeugers im Neubau oder bei einer Heizungssanierung ist der hydraulische Abgleich (z. B. laut Gebäudeenergiegesetz) verpflichtend. Vorgeschrieben ist das Verfahren inzwischen auch, falls staatliche Förderprogramme zum Beispiel zur Heizungssanierung oder –optimierung beantragt werden sollen. Notwendig bzw. sinnvoll ist der hydraulische Abgleich auch in folgenden Fällen:
- Falls bei der Erstinstallation eines älteren Heizkessels kein hydraulischer Abgleich durchgeführt wurde
- Nach einer energetischen Gebäudesanierung
- Falls neue Räume entstehen („Dachbodenausbau“), oder die Raumnutzung durch die Bewohner geändert wird
- Beim Austausch von Heizkörpern oder dem nachträglichen Einbau einer Flächenheizung
- Falls Heizkörper gleichzeitig in einzelnen Räumen zu warm und in anderen nur lauwarm werden
- Falls Strömungsgeräusche im Leitungssystem oder in Heizkörperventilen auftreten
Wie funktioniert ein hydraulischer Abgleich?
Eine präzise raumweise Heizlastberechnung ist der erste Schritt, den der Heizungsfachmann durchführt. In Bestandsgebäuden, in denen nicht alle erforderlichen Daten verfügbar sind, kann alternativ ein vereinfachtes Verfahren genutzt werden. Auch hierfür kann der Profi ein hilfreiches Software-Tool für eine recht genaue Berechnung nutzen. Die Heizlastberechnung dient nicht nur zur Ermittlung der Wärmebedarfe der einzelnen Räume, sondern auch zur optimalen Dimensionierung eines neuen Wärmeerzeugers – sowohl im Neubau als auch bei der Modernisierung eines Altbaus.
Auf Basis weiterer wichtiger Daten, wie Heizwasser-Systemtemperaturen, Volumenströmen und gewünschten Raumtemperaturen, berechnet der Fachmann die notwendigen Durchflusswerte für jede Heizfläche im Norm-Auslegungszustand. Basierend darauf werden dann bei einem Heizkörpersystem die jeweiligen Thermostatventil-Unterteile entsprechend eingestellt. Ist dies bei älteren Modellen technisch nicht möglich, müssen diese durch neue ersetzt werden. Dabei ist es ratsam, auch den Thermostatkopf auszutauschen, weil die modernen Varianten präziser und somit energieeffizienter arbeiten. Für Flächenheizsysteme, wie Fußbodenheizungen, erfolgen die Durchfluss-Einstellungen an den Ventilen des Heizkreisverteilers, die den jeweiligen Heizkreisen zugeordnet sind.
Optimierung der Gesamteffizienz
Mit Blick auf die Gesamtsystemeffizienz prüft der Fachhandwerker darüber hinaus, ob die Einstellwerte der Heizungswärmepumpe passen, und ob weitere hydraulische Maßnahmen, wie zum Beispiel der Einbau von Strangventilen, erforderlich ist.
Wer wissen möchte, wie ein hydraulischer Abgleich bei Heizkörpern und Fußbodenheizungen im Detail funktioniert, was speziell bei Einrohrheizungen zu beachten ist und welche Verfahren es zur Umsetzung des hydraulischen Abgleichs gibt, findet dazu mehrere Info-Broschüren sowie die Nachweisformulare der VdZ zum hydraulischen Abgleich zum Download in unserem Servicebereich.
Fazit
Ein hydraulischer Abgleich kann nicht nur Heizkosten reduzieren, sondern auch den Wohnkomfort steigern und die Umweltbelastung durch CO₂-Emissionen verringern. Die tatsächliche Einsparung variiert je nach Ausgangszustand, macht sich jedoch in den meisten Fällen innerhalb weniger Jahre bezahlt. Insbesondere, wenn dazu die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) in Anspruch genommen wird. Am beliebtesten sind die Programme zur Heizungssanierung von der KfW und zur Heizungsoptimierung, die beim BAFA beantragt wird.
Hinweis: Hausbesitzer sollten sich nach der Durchführung des hydraulischen Abgleichs vom Profi eine Durchführungsbestätigung sowie eine Dokumentation mit den Einstellwerten aushändigen lassen.
Tipp: Testen Sie mit unserem Optimierungsrechner, wie viel Strom und Heizenergie Sie mit dem hydraulischen Abgleich in Ihrem Einfamilienhaus einsparen können.
Foto: VdZ