Das Gebäudeenergiegesetz 2024 lässt neben Wärmepumpen auch Stromdirektheizungen als vollwertige Heizlösung zu. Systeme wie Infrarotheizungen und Elektro-Flächenheizungen gelten als kostengünstig und vielseitig einsetzbar. Doch worauf sollten Hausbesitzer bei Auswahl, Planung und Betrieb besonders achten?
Mit dem Gebäudeenergiegesetz 2024 (GEG 2024), auch bekannt als „Heizungsgesetz“, dürfen nur noch neue Heizsysteme installiert werden, die zu mindestens 65 Prozent erneuerbare Energien nutzen. Für Bestandsgebäude und Neubauten in Baulücken gelten allerdings noch längere Übergangsfristen. Neben Wärmepumpen erlaubt das GEG 2024 auch den Einbau von Stromdirektheizsysteme zur vollständigen Beheizung eines Gebäudes – allerdings unter bestimmten energetischen Voraussetzungen.
Grüner Strom als Energieträger auf dem Vormarsch
Mit dem GEG 2024 hat die Bundesregierung einen zentralen politischen Kurswechsel mit Blick auf die Stromdirektheizung vollzogen. Früher sollten z. B. Nachtspeicherheizungen sogar verboten werden. Hintergrund dafür ist die Energiewende: Der deutsche Strommix bestand 2022 zu rund 50 Prozent aus erneuerbaren Quellen. Bis 2030 soll dieser Anteil auf mindestens 80 Prozent steigen. Damit unterstützt der Gesetzgeber den klimaneutralen Umbau der Energieversorgung.
Tipp: Hausbesitzer, die heute schon CO₂-neutral heizen möchten, können auf einen zertifizierten Ökostromtarif und – wenn möglich – auf selbst erzeugten Solarstrom vom eigenen Dach setzen.
Was sind Stromdirektheizungen?
Zu den gängigen Stromdirektheizungen zählen Infrarotheizungen, Heizlüfter, Elektro-Heizkörper und Heizstrahler. Sie können mobil oder fest installiert sein und geben Wärme sofort und ohne Zwischenspeicherung an den Raum ab. Deshalb benötigt jeder Raum eine eigene Wärmequelle, inklusive Stromanschluss.
Die Geräte wandeln den eingesetzten Strom zu fast 100 Prozent in Wärme um, wobei die Wärmeabgabe, je nach Gerätetechnik unterschiedlich, in Form von Konvektion, Infrarotstrahlung und Wärmeleitung erfolgt. Aufgrund der geringen Luftumwälzung erreichen Strahlungsheizungen im Vergleich zur Konvektionsheizung (z. B. Heizlüfter) ein angenehmeres Raumklima, weil weniger Staub aufgewirbelt und die Luft nicht so trocken wird.
Zulässigkeit und bauliche Voraussetzungen
Im Vergleich zu wassergeführten Heizsystemen punkten Stromdirektheizungen mit deutlich geringeren Anschaffungskosten. Allerdings arbeiten sie weniger effizient: Wärmepumpen erzeugen aus einer Einheit Strom drei bis vier Einheiten Wärme und nutzen somit auch Öko- oder Solarstrom wesentlich effektiver.
Aufgrund ihrer geringeren Energieeffizienz dürfen Stromdirektheizungen laut GEG 2024 nur unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden. Aufgrund ihrer geringeren Energieeffizienz dürfen Stromdirektheizungen nur unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden. Zulässig ist der erstmalige Einbau in Neubauten und Bestandsgebäuden, deren Wärmeschutz mindestens 45 bzw. 30 Prozent besser ist als die gesetzliche Neubaunorm. Ist im Bestandsgebäude eine wassergeführte Heizung vorhanden, dann gilt auch hier ein Mindestwert von 45 Prozent.
Beratung und Wirtschaftlichkeitsvergleich
Die genannten Vorgaben des GEG 2024 für Stromdirektheizungen gelten zwar nicht für selbstnutzende Eigentümer eines Ein- oder Zweifamilienhauses. Allerdings könnten insbesondere in schlecht oder ungedämmten Gebäuden die Stromkosten vor allem beim Ganzhausheizbetrieb explodierenden.
Außerdem gilt es, vor der Systementscheidung die Investitions-, Betriebs- und Wartungskosten mit Alternativen, insbesondere mit einer Wärmepumpenlösung, zu vergleichen. Zumal die Investitionskosten von Stromdirektheizsystemen bei einer Heizungssanierung im Rahmen der KfW-Heizungsförderung nicht bezuschussbar sind. Auch Komfortaspekte – etwa die schnelle Wärmeabgabe oder die Möglichkeit der zonenweisen Steuerung – sollten berücksichtigt werden. Eine umfassende, fachmännische Beratung ist daher dringend zu empfehlen.
Nachfolgend die wichtigsten Typen von Stromdirektheizungen im Überblick.
Infrarotheizungen
Besonders beliebt zur gesamten oder ergänzenden Raumbeheizung sind Infrarotheizungen, die einen sehr hohen Strahlungsanteil aufweisen und sich flexibel montieren lassen. Sie werden als Paneel-, Bild-, Glas-, Naturstein- oder Spiegelheizung an Wand und Decke montiert. Manche Hersteller bieten auch individuell gestaltbare Heizflächen, z. B. als Bildheizung, beschlagfreien Spiegel fürs Bad oder beschreibbare Tafel für die Küche. Diese gestalterische Vielfalt ermöglicht es, Heizsysteme fast unsichtbar in die Raumgestaltung zu integrieren, wobei ein passender Stromanschluss erforderlich ist.
Die Strahlung erwärmt direkt Menschen, Möbel und Oberflächen, die wiederum die Wärme dann (verzögert) an die Raumluft abgeben. Die langwelligen Strahlen sind für den Körper unbedenklich.
Für eine angenehme Wärme sollten Heizelemente in einem gewissen Abstandsbereich zu den regelmäßigen Aufenthaltsbereichen der Menschen angeordnet werden. In größeren Räumen empfiehlt sich eine gleichmäßige Verteilung der Heizflächen, um eine homogene Wärmeabgabe zu erzielen.
Elektro-Flächenheizsysteme
Elektro-Flächenheizungen eignen sich zur Teil- oder Vollbeheizung. Die dünnen Matten lassen sich unsichtbar auf Böden, Wänden oder Decken verlegen und benötigen nur geringe Aufbauhöhen. Ihre Wärmeleistung ist jedoch begrenzt, und nicht jeder Bodenbelag ist geeignet. Moderne Zwei-Leiter-Technik verhindert elektromagnetische Felder.
Zur Wahl stehen Direkt- und Speichersysteme: Erstere geben die Wärme sofort ab, während Speichersysteme sie im Estrich zwischenlagern und zeitversetzt abgeben – interessant bei Nutzung von günstigem Netzstrom oder selbst erzeugtem Solarstrom.
Elektroheizkörper
Elektroheizkörper ähneln optisch klassischen Radiatoren, benötigen aber nur einen 230-Volt-Anschluss. Sie sorgen schnell für Wärme und sind als Badheizkörper besonders beliebt, da sie ganzjährig auch Handtücher und Textilien trocknen. Teil- und vollelektrische Varianten lassen sich mit einem wassergeführten Heizsystem kombinieren, was beispielsweise in Verbindung mit einer Flächenheizsystem zusätzlichen Wärmekomfort bietet.
Sonderfall: Speicherheizungen
Im Unterschied zu Stromdirektheizungen wird bei Speicherheizungen, bekannt unter dem Begriff „Nachtspeicherheizungen“, die erzeugte Wärme zunächst in einem integrierten Festkörper aus Schamotte oder Naturstein zwischengelagert und erst bei Bedarf an den jeweiligen Aufstellraum mittels eines Lüfters abgegeben.
Die Beladung der Speicherelemente aus dem öffentlichen Stromnetz erfolgte in der Regel zumeist in den nachfrageschwachen Zeiten, bislang meist in der Nacht. Die Freigabezeiträume legt letztlich der Netzbetreiber fest. Moderne, vernetzbare Geräte verfügen über intelligente Steuerungen, die künftig per Cloudverbindung auch eine tageszeitabhängige Aufladung ermöglichen – zum Beispiel bei Überschüssen aus erneuerbaren Energien und in Verbindung mit variablen Stromtarifen.
Kombinierte Anwendungen
Die genannten Stromdirektheizsysteme lassen sich im Gebäude nicht nur untereinander kombinieren. Auch in Verbindung mit einem Wärmepumpenheizsystem können sie gezielt in Räumen installiert werden, die nur gelegentlich Heizwärme benötigen, wie Küche, Hobbyräume und Gästezimmer.
Auch als Ergänzung zu Luft-Luft-Wärmepumpen (Split-Klimaanlagen), Lüftungs- oder Luftheizsystemen bieten Stromdirektheizungen Vorteile, indem sie schnell Strahlungswärme liefern und so die Behaglichkeit erhöhen. In Ferienhäusern oder Nebenwohnungen kann ihre einfache Installation zudem Kosten und Bauaufwand deutlich reduzieren.
Fazit: Sorgfältig planen, sinnvoll kombinieren
Stromdirektheizungen lassen sich nicht nur vielfältig mit anderen Heizsystemen kombinieren, sondern können in sehr gut gedämmten Neu- und Bestandsgebäuden auch eine wirtschaftliche Komplettlösung zur Gebäudeheizung darstellen – insbesondere in Verbindung mit Photovoltaikanlagen und Stromspeichersystemen.
Empfehlenswert ist der Einbau einer intelligenten, vernetzbaren Regeltechnik mit optionaler App-Anbindung, die nicht nur für einen hohen Wärmekomfort sorgt, sondern auch beim Stromsparen hilft.
Die Entscheidung für ein solches System sollte jedoch stets auf Grundlage einer fachmännischen Beratung und Planung sowie einer ganzheitlichen Wirtschaftlichkeitsanalyse erfolgen. Dabei empfiehlt sich ein Vergleich mit einem wassergeführten Wärmepumpensystem oder Luft-Luft-Wärmepumpensystem (Split-Klimaanlage). Letztere können vor allem in älteren Gebäuden interessant sein, in denen die Wärmeversorgung bislang über Einzelöfen oder Nachtspeicherheizungen erfolgt.
Wichtig ist zudem, die Warmwasserbereitung von Anfang an mitzudenken, da sie bei Stromdirektheizsystemen unabhängig vom Heizsystem realisiert wird. Hierfür bieten sich beispielsweise Warmwasser-Wärmepumpen zur zentralen Versorgung oder elektrische Warmwassergeräte – etwa Durchlauferhitzer – zur dezentralen Versorgung an.
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