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Hydraulischer Abgleich – alles zum Ablauf und Verfahren

Mit einem hydraulischen Abgleich können Sie nicht nur die Energieeffizienz Ihrer Heizung steigern, dieser erhöht auch Ihren Wohnkomfort. Warum das so ist und wie das Verfahren funktioniert, erfahren Sie in unserem Ratgeber.

Was ist ein hydraulischer Abgleich?

Der hydraulische Abgleich ist ein Verfahren, bei dem das Heizsystem so optimiert wird, dass es effizient arbeitet. Die Maßnahme sollte in jedem Fall von einem qualifizierten Fachbetrieb umgesetzt werden. Dieser untersucht den Wasserdurchfluss im Heizsystem an verschiedenen Stellen und überprüft einzelne Geräte auf ihre Leistungsfähigkeit, wie beispielsweise die Heizungspumpe oder die Thermostatventile an den Heizkörpern. Auch weitere Faktoren, die für die energetische Qualität des Gebäudes eine Rolle spielen, werden berücksichtigt, unter anderem die Qualität der Fenster oder die Dämmung der Außenwände. Alle Ergebnisse dienen dazu, um die tatsächlich benötigte Wärmemenge zum Beheizen der Räume zu ermitteln.  

Darum ist ein hydraulischer Abgleich notwendig 

Der hydraulische Abgleich ist erforderlich, da sich Wasser grundsätzlich den Weg des geringsten Widerstandes sucht. Das gilt auch für das Heizwasser. Aus diesem Grund werden in einem nicht ausgeglichenen Heizsystem Heizkörper, die nahe am Wärmeerzeuger oder der Heizungspumpe liegen, schneller heiß. Bei weiter entfernten Heizkörpern ist der Strömungswiderstand höher, da dieser unter anderem durch Rohrlängen, Formstücke und Armaturen in den Leitungen beeinflusst wird. Die Folge: Die Heizkörper heizen sich nicht so schnell auf. 

So lange dauert ein hydraulischer Abgleich 

Für einen hydraulischen Abgleich in einem Einfamilienhaus, bei dem für jeden Raum die benötigte Wärmemenge berechnet wird, können Sie ca. anderthalb Stunden für die Datenaufnahme einkalkulieren. Weitere vier Stunden benötigt der Fachbetrieb in der Regel für die genaue Berechnung. Hinzu kommen die Einstellarbeiten an den Heizkörpern, die jeweils fünf Minuten pro Heizkörper dauern.

Tipp: Lassen Sie sich am besten die kompletten Berechnungsunterlagen von Ihrem Fachbetrieb aushändigen, indem alle wichtigen Ergebnisse wie die Wärmeleistung der Heizkörper oder die Einstellung der Thermostatventile und der Pumpe dokumentiert sind. 

Das kostet ein hydraulischer Abgleich

Die Kosten für einen hydraulischen Abgleich hängen davon ab, in welchem Zustand sich Ihre Heizung befindet und welche Schritte erforderlich sind, ob beispielsweise der Austausch der Heizungspumpe oder das Nachrüsten der Thermostatventile notwendig sind. Je nachdem, was anliegt, bewegen sich die Kosten für einen hydraulischen Abgleich in einem Einfamilienhaus durchschnittlich zwischen ca. 650 Euro bis 2.000 Euro. 

Kostenfaktoren 

  • Anzahl der Heizkörper
  • Gebäudegröße
  • Alter der Heizungsanlage
  • Zustand der Thermostatventile, deren Art und Alter
  • Bauart und Alter der Heizungspumpe

Fördermittel für den hydraulischen Abgleich 

Gefördert wird der hydraulische Abgleich vom Staat durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) im Rahmen der Einzelmaßnahmen (BEG EM). Der hydraulische Abgleich ist Bestandteil der Förderung der Heizungsoptimierung. Diese schließt weitere Maßnahmen mit ein. 

Förderung für: 

  • den hydraulischen Abgleich der Heizungsanlage inklusive der Einstellung der Heizkurve
  • den Austausch von Heizungspumpen sowie Anpassung der Vorlauftemperatur und der Pumpenleistung
  • Maßnahmen zur Absenkung der Rücklauftemperatur bei Gebäudenetzen im Sinne der Richtlinie
  • die Dämmung von Rohrleitungen
  • den Einbau von Flächenheizungen, von Niedertemperaturheizkörpern und von Wärmespeichern im Gebäude oder gebäudenah (auf dem Gebäudegrundstück)
  • Mess-, Steuer- und Regelungstechnik
  • den Einbau von Systemen auf Basis temperaturbasierter Verfahren des hydraulischen Abgleichs

Der Grundfördersatz beträgt 15 Prozent der Kosten. Diese werden Ihnen zurückerstattet, wenn Sie mindestens 300 Euro (brutto) in die Maßnahmen investieren. 

Das leistet ein hydraulischer Abgleich 

Ob Wand-, Decken- oder Fußbodenheizung – der hydraulische Abgleich zielt darauf ab, Ihre Heizung so einzustellen, dass die Wärme überall dorthin kommt, wo Sie sie brauchen. Dazu müssen alle am Heizkreislauf beteiligten Komponenten der Heizung einwandfrei funktionieren und auf den Wärmebedarf hin abgestimmt sein. Neben dem Wärmeerzeuger, also dem Brennwertgerät oder Heizkessel, nimmt beim hydraulischen Abgleich ein Fachbetrieb weitere wichtige Komponenten wie die Heizungspumpe, die Heizflächen und die Thermostatventile in den Blick. Die folgende Grafik zeigt, was der hydraulische Abgleich in Ihrem Haus bewirken kann.

Die aktuellen Pflichten 

Der hydraulische Abgleich spielt bei verschiedenen Regelungen eine Rolle: Bei Neubauten schreibt die Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen (VOB) den hydraulischen Abgleich vor. 

Bei Bestandsgebäuden greift die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen (EnSimiMaV), die für Gaszentralheizungssysteme gilt. Demnach muss bei Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohnungen bis zum 30. September 2023 ein hydraulischer Abgleich erfolgt sein. Bei Wohngebäude mit mindestens sechs Wohneinheiten muss dieser bis zum 15. September 2024 vorgenommen werden. Wurde das Heizsystem bereits hydraulisch abgeglichen, entfällt die Pflicht.

Außerdem müssen Sie den Nachweis für einen hydraulischen Abgleich vorlegen, wenn Sie Fördermittel für die Heizungssanierung beim BAFA erhalten möchten. 

So funktioniert der hydraulische Abgleich 

Die von Ihrer Heizung erzeugte Wärme wird über ein Rohrleitsystem in alle Räume verteilt, die beheizt werden sollen. Damit in den Heizflächen wie Heizkörpern oder der Fußbodenheizung genau die richtige Wärmemenge ankommt, wird beim hydraulischen Abgleich unter anderem der benötigte Volumenstrom, das heißt die erforderliche Durchflussmenge an Heizwasser, ermittelt. So kann gewährleistet werden, dass alle Wärmeverbraucher entsprechend Ihrem Wärmebedarf mit dem richtigen Heizwasser-Durchfluss versorgt werden. Basierend auf der ermittelten Wassermenge wird die Pumpenleistung berechnet und die Einstellung an den Thermostatventilen justiert, damit jeder Heizkörper die benötigte Wärmemenge erhält. Wichtige Schritte und Hilfsmittel, die bei einem hydraulischen Abgleich verwendet werden, im Überblick: 

Wichtige Schritte und Hilfsmittel

  • Berechnungen: Der Fachbetrieb beginnt mit Berechnungen, um zu bestimmen, wie die Heizkörper und Rohrleitungen dimensioniert sein müssen. Dabei werden Faktoren wie Raumgröße, Wärmedämmung, Heizlast und andere relevante Parameter berücksichtigt.  
  • Messgeräte: Der aktuelle Zustand des Heizsystems wird durch Thermometer, Druckmessgeräte und Volumenstrommesser erfasst: Diese Instrumente helfen dabei, die Temperaturen, Druckverhältnisse und den Wasserdurchfluss an verschiedenen Stellen im System zu messen. 
  • Einstellbare Thermostatventile: An jedem Heizkörper werden einstellbare Thermostatventile installiert oder bereits vorhandene Ventile entsprechend eingestellt. Diese Ventile ermöglichen es, den Wasserdurchfluss zu den Heizkörpern zu regulieren. 
  • Differenzdruckregler: In einigen Fällen kann ein Differenzdruckregler verwendet werden, um sicherzustellen, dass der hydraulische Abgleich auch unter verschiedenen Betriebsbedingungen effektiv ist. Dieses Gerät passt den Druckunterschied im System an. 
  • Protokollierung und Dokumentation: Während des hydraulischen Abgleichs werden die gemessenen Werte protokolliert. Dies ist wichtig, um sicherzustellen, dass die Heizanlage optimal eingestellt ist und um mögliche Probleme in der Zukunft zu diagnostizieren. 

Verfahrensweisen für den hydraulischen Abgleich

Um in dem verzweigten hydraulischen System der Heizung alle Wärmeverbraucher entsprechend ihrem Wärmebedarf mit dem richtigen Heizwasser-Durchfluss zu versorgen, gibt es verschiedene Verfahrensweisen. 

Verfahren A

In diesem Fall handelt sich um ein Näherungsverfahren, das auf Schätzwerten basiert. Das heißt, die zu berechnende Heizlast wird auf Grundlage der installierten Heizflächengröße abgeschätzt. Um die optimalen Einstellungswerte zu ermitteln, wird mit Erfahrungswerten gearbeitet, die für den Wärmebedarf gelten und die je nach Gebäudealter und Raumfläche unterschiedlich sein können. 

Verfahren B

In diesem Fall wird die Heizlast pro Raum ermittelt: Anders als im Verfahren A fließen hier auch die spezifischen Eigenschaften der Heizungsanlage in die Berechnung ein. So werden Transmissionsverluste von Außenwänden, Fenster und unbeheizte Räumen ebenso wie der Lüftungswärmebedarf berücksichtigt. Das Verfahren B setzt eine Planungsleistung voraus, wodurch ein deutlich höherer energetischer Standard erreicht wird. Für die BEG-Förderung ist nur das Verfahren B zulässig. Die entsprechenden Formulare für den hydraulischen Abgleich stehen auf der Website der VdZ – Wirtschaftsvereinigung Gebäude und Energie e.V. (VDZ) zur Verfügung. Bei beiden Verfahren hilft es, wenn Sie Baupläne und technische Unterlagen zur Heizungsanlage parat haben. Der VDZ empfiehlt den hydraulischen Abgleich nach einer Heizungssanierung durchführen zu lassen. Bei einigen Heizungssystemen bietet sich nur Verfahren B an.

HeizungstypVerfahren AVerfahren B
Öl/Gasjaja
Pelletjaja
Scheitholzjaja
Wärmepumpeneinja
Blockheizkraftwerkneinja
Solare Heizungsunterstützung (Solarthermie)neinja

Methoden des hydraulischen Abgleichs

Nicht nur die richtige Wasserverteilung innerhalb des Netzes stellt einen optimalen Betrieb sicher. Damit ein System insgesamt effizient, sicher und mit hohem Komfort betrieben werden kann, sind Übergabe, Verteilung und Erzeugung gesamtheitlich zu betrachten. Ein hydraulischer Abgleich kann mit unterschiedlich hohem technischem Aufwand durchgeführt werden.

Der statische Abgleich

Bei einem statischen Abgleich wird die Heizungsanlage für den sogenannten Volllastfall optimiert. Das bedeutet, dass die Verteilung des Heizwassers für die maximale Auslastung des Heizsystems angestrebt wird.  Es erfolgt keine Reaktion auf sich ändernde Betriebsbedingungen im hydraulischen System.

Tipp: Für Ein- und Zweifamilienhäuser oder kleine Wohneinheiten stellt der statische Abgleich in Kombination mit Verfahrensart B eine kostengünstige Variante dar, die vor allem im Bestand sinnvoll sein kann. Auch bei einer Fußbodenheizung kann der statische Abgleich in Kombination mit einer automatischen Durchflussregelung auf Basis der Raumtemperatur eine gute Wahl sein. 

Der dynamische Abgleich

Bei einem dynamischen Abgleich werden bei der Einstellung der Heizungsanlage sich ändernde Betriebsbedingungen im hydraulischen System (z. B. Differenzdruck, Temperatur so eingestellt, dass die im späteren Betrieb auf) einkalkuliert. In diesem Fall wird auch der Teillastfall berücksichtigt und es kommen Strangdifferenzdruckregler oder druckunabhängige Thermostatventile zum Einsatz. Diese sorgen für einen konstanten Druck der Wasserströme – unabhängig von der Auslastung des Systems. 

Der automatische Abgleich 

Der automatische Abgleich basiert auf einer digitalen Heizungssteuerung. Beim Ermitteln der Heizwasserströme werden Messgrößen wie zum Beispiel der Differenzdruck, Durchfluss oder die Temperatur einbezogen. Darüber hinaus kann auf sich ändernde Betriebsbedingungen im hydraulischen System reagiert werden. Anders als bei den anderen Varianten werden in diesem Fall die Wasserströme permanent berechnet und die Einstellungen kontinuierlich nachjustiert. 

Tipp: Sowohl im Neubau als auch im Bestand lassen sich mit dem dynamischen Abgleich in Verknüpfung mit Automatik die besten Resultate erzielen, denn dabei wird das wechselnde Nutzerverhalten optimal abgebildet. 

Für wen lohnt sich ein hydraulischer Abgleich? 

Ein hydraulischer Abgleich ist für alle Heizungsanlagen und warmwasserführende Rohrsysteme geeignet. Wenn Sie merken, dass Ihre Heizung nicht einwandfrei läuft, kann ein hydraulischer Abgleich helfen. Hinweise für Probleme können gluckernde Geräusche sein oder Heizkörper, die nicht warm werden. Dann sollten Sie einen hydraulischen Abgleich in Betracht ziehen. Das gilt auch für veraltete Heizungen, die ineffizient arbeiten. Beim Einbau einer neuen Heizung ebenso wie beim Heizungstausch im Zuge einer energetischen Sanierung ist ein hydraulischer Abgleich erforderlich, um die Heizungsanlage auf Ihren individuellen Wärmebedarf einzustellen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt die Maßnahme besonders bei Brennwertgeräten und der Wärmepumpe und nach größeren Wärmedämmmaßnahmen.

Mit dem hydraulischen Abgleich können Sie die Energieeffizienz Ihrer Heizung um 15 Prozent steigern. Welches Verfahren und welche Methode dabei angewandt wird, entscheidet der Fachhandwerker. Eines steht fest: Auch eine unzureichend abgeglichene Heizungsanlage erschließt mehr Einsparpotenziale als ein Heizungssystem, das nicht abgeglichen ist und in dem das Wasser den natürlichen Weg des geringsten Widerstands nimmt. 

Flächenheizung hydraulisch abgleichen – geht das? 

Auch bei einer Fußbodenheizung kann ein Fachbetrieb den hydraulischen Abgleich machen und Sie können beim Heizen sparen. Die Berechnungen bei einer Flächenheizung sind etwas aufwändiger, aber ebenso lohnend; denn die kleineren und größeren Heizkreisläufe, die bei einer Flächenheizung vorkommen, werden aufgrund der unterschiedlich langen oder kurzen Rohre häufig mit Wärme entweder über- oder unterversorgt. Zur Berechnung kann der Fachbetrieb auf spezielle Computerprogramme zurückgreifen und Ihnen die Maßnahmen anschaulich präsentieren. 

Der beste Zeitpunkt für einen hydraulischen Abgleich

Im Prinzip kann der hydraulische Abgleich zu jeder Jahreszeit vorgenommen werden. Wenn Sie im Vorfeld wissen, dass größere Eingriffe nötig sind und beispielsweise die Heizungspumpe ausgetauscht werden muss, ist der Sommer besser geeignet, da in diesem Fall die Heizung zeitweise ausgeschaltet werden muss. Wichtig ist, sich frühzeitig um einen Termin beim Fachbetrieb zu kümmern.

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