Die energetische Sanierung gilt als unerlässlich für die Energiewende – und ist auch im Altbau möglich. Einige Besonderheiten gibt es jedoch zu beachten. Wir klären in unserem Ratgeber über Gründe, Maßnahmen und Mythen der energetischen Sanierung auf.
Darum geht’s bei der energetischen Sanierung
Maßnahmen der energetischen Sanierung zielen darauf ab, den Energiebedarf einer Immobilie zu minimieren. Denn bis 2045 soll der Gebäudebestand in Deutschland klimaneutral sein. Zur energetischen Sanierung gehört unter anderem die Dämmung der Außenwände, das Einbauen oder Austauschen von energiesparenden Fenstern oder die Modernisierung von Heizungsanlagen. Die Grundlage für diese Maßnahmen bildet das Gebäudeenergiegesetz (GEG). Das GEG setzt Standards, die bei energetischen Sanierungen eingehalten werden müssen. Gleichzeitig finden Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer hier Förderprogramme zur finanziellen Entlastung.
Warum eine energetische Altbausanierung?
Etwa 40 Prozent des Energieverbrauchs in Deutschland entfallen aktuell auf den Gebäudebereich – hier entstehen rund ein Drittel der Treibhausgasemissionen. Das größte Einsparpotenzial liegt im Heizen der Wohn- und Arbeitsräume sowie bei der Warmwasserbereitung für den täglichen Bedarf. Das ist unter anderem der veralteten Heizungstechnik und der mangelhaften Wärmedämmung unserer Gebäude geschuldet: Deutsche Heizungen sind im Durchschnitt älter als 17 Jahre. 75 Prozent der Altbauten wurden vor der ersten Wärmeschutzverordnung 1979 gebaut und bisher kaum energetisch saniert. Das führt dazu, dass diese älteren Gebäude, insbesondere im Winter, viel Wärme verlieren und im Vergleich zu Neubauten deutlich mehr Brennstoff zum Heizen benötigen.
Wann lohnt sich eine energetische Sanierung?
Maßnahmen zur energetischen Altbausanierung erfordern zunächst eine größere Investition, aber sie zahlen sich oft schneller aus als meist angenommen. Zu den Maßnahmen können die Dämmung der Gebäudehülle, das Einbauen moderner Fenster und Türen, der Austausch der Heizungsanlage oder die Integration einer Solaranlage gehören.
In diesen Fällen sollte eine energetische Sanierung in Betracht gezogen werden:
- die Heizung ist älter als 15 Jahre und nicht erneuerbar
- es hat in den letzten 20 Jahren keine Sanierung der Immobilie stattgefunden
- steigende Heizkosten
- die letzte Dacherneuerung liegt mehr als 40 Jahre zurück
Welche energetischen Maßnahmen sind im Altbau ratsam?
Jedes Haus hat seine Besonderheiten. Daher ist die Entwicklung eines individuellen Sanierungsfahrplans für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer empfehlenswert. Dort werden die verschiedenen Sanierungsmaßnahmen aufeinander abgestimmt und der spezifische Wärmebedarf und die bautechnischen Besonderheiten berücksichtigt.
Folgende Maßnahmen zur energetischen Altbausanierung bieten sich häufig an:
Heizungssanierung
Eine Heizungssanierung kann in vielen Fällen zu erheblichen Einsparungen der Heizkosten führen. Moderne und nachhaltige Heizsysteme schonen zudem fossile Ressourcen und tragen aktiv zum Umweltschutz bei. Je nach Zustand des Gebäudes und der Entwicklung der Energiekosten kann sich die Investition in ein neues Heizsystem bereits nach wenigen Jahren rentieren. Heutzutage gibt es sowohl für Altbauten als auch Neubauten eine Vielzahl unterschiedlicher Heizungsarten. Besonders das Heizen mit erneuerbaren Energien gewinnt immer mehr an Beliebtheit. Dabei schließt das eine das andere nicht aus. Die Hybridheizung verbindet die Vorteile traditioneller Heizsysteme mit erneuerbaren Energien, wie beispielsweise eine moderne Gas-Brennwertheizung in Verbindung mit erneuerbaren Energieträgern. Dies kann eine Solarthermieanlage, eine Wärmepumpe oder auch eine Pelletheizung sein. Tatsache ist, dass neue Heizsysteme deutlich weniger Energie verbrauchen, unabhängig davon, für welche Variante Sie sich entscheiden.
Solarthermie-Anlage
Die Installation einer Solarthermie-Anlage ist zwar technisch gesehen keine Sanierungsmaßnahme, sie ist aber eine attraktive Technologie, um Energiekosten und CO2-Emissionen zu senken. Die Sonnenkollektoren auf dem Dach wandeln die Energie der Sonnenstrahlen in Wärme um. Diese kann für die Heizung des Gebäudes oder zum Erhitzen des Trinkwassers verwendet werden. Um möglichst viel Sonnenenergie zu speichern, ist es sinnvoll, gleichzeitig in einen Wärmespeicher zu investieren.
Wärmepumpe
Die Wärmepumpe gilt als umweltfreundlich und besonders effizient. Auch im Altbau lässt sich eine Wärmepumpe nachrüsten. Dabei ist darauf zu achten, dass die Heizung eine möglichst niedrige Vorlauftemperatur hat. Im Altbau kann dies durch eine energiesparende Dämmung und großflächige Heizkörper oder Flächenheizsysteme erreicht werden. Besonders empfiehlt sich eine Wärmepumpe in Kombination mit einer Fußbodenheizung. Doch auch mit klassischen Heizkörpern kann eine Wärmepumpe zum Einsatz kommen. Besonders wichtig ist dann das Durchführen eines hydraulischen Abgleichs sowie das Einstellen der Heizkurve.
Gebäudedämmung
Eine gute Gebäudedämmung sorgt dafür, dass die erzeugte Wärme länger erhalten bleibt und spart Ressourcen. Dabei wird die Wärmedurchlässigkeit der Außenwände durch spezielles Dämmmaterial reduziert. Unterschieden wird je nach bautechnischen Möglichkeiten zwischen Innendämmung, Außendämmung und Kerndämmung. Ob die Dämmung für ein Gebäude rentabel ist, kommt vor allem auf das Baujahr und den Dämmstandard an. Bei Bestandsgebäuden, die in den Baujahren vor der Wärmeschutzordnung 1979 entstanden sind, empfiehlt sich in der Regel immer eine nachträgliche Dämmung der Gebäudehülle.
Fassadensanierung
Eine Fassadensanierung ist dann erforderlich, wenn die Gebäudehülle Schäden, wie beispielsweise undichte Stellen, Risse oder abblätternde Farbe aufweist. Ein weiterer Grund kann die Verbesserung der Energieeffizienz sein. Vorab ist eine Prüfung auf Denkmalschutz zwingend notwendig – für denkmalgeschützte Gebäude kann es besondere Vorgaben geben. Grundsätzlich haben Fassaden eine hohe Lebensdauer, sodass eine Sanierung des Putzes erst nach 50 Jahren erforderlich wird. Je nach Lage des Gebäudes kann die Lebensdauer noch länger sein. Eine regelmäßige Pflege wirkt sich ebenfalls positiv auf den Zustand des Gebäudes aus.
Fenstertausch
Um den Wärmeverlust über die Gebäudehülle zu minimieren, ist es oft notwendig, neben der Dämmung von Dach und Fassade auch die Fenster auszutauschen. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG), gibt den maximal zulässigen Wärmedurchgangskoeffizienten für moderne Fenster vor. Dreifachverglasungen mit Wärmeschutz erfüllen diese Anforderungen in der Regel und reduzieren den Wärmeverlust durch die Fenster um bis zu 80 Prozent. Der Einbau empfiehlt sich insbesondere in Kombination mit einer Gebäudedämmung.
Pflichten bei einer energetischen Altbausanierung
Gemäß Gebäudeenergiegesetz (GEG) sind Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer verpflichtet, bestimme Sanierungsmaßnahmen an besonders alten oder schlecht gedämmten Gebäuden durchzuführen. In u.a. folgenden Fällen ist eine energetische Sanierung Pflicht:
- Wurde ein Haus nach dem 1.2.2002 geerbt oder gekauft, muss das Dach oder Dachgeschoss nachträglich gedämmt werden. Die Pflicht entfällt, wenn die Hauseigentümerin oder der Hauseigentümer seit Anfang 2002 selbst in dem Haus lebt.
- Heizkessel, die vor 1991 eingebaut wurden, dürfen nicht mehr betrieben werden. Allgemein gilt: Auch Kessel, die nach 1991 eingebaut wurden, dürfen nach Ablauf der 30 Jahre nicht mehr genutzt werden.
Denkmalschutz und Altbausanierung
Denkmalgeschütze Gebäude stellen eine besondere Herausforderung für die energetische Sanierung dar, denn gesetzliche Vorgaben schränken die Möglichkeiten beim Modernisieren oft stark ein. Vor der Altbausanierung ist es ratsam, sich mit der zuständigen Denkmalschutzbehörde in Verbindung zu setzen – auch für die Sanierung eines denkmalgeschützten Altbaus gibt es Möglichkeiten.
Heizsystem
Eine Heizungssanierung kann erheblich zur Verbesserung der Energieeffizienz einer Immobilie beitragen. Beim Heizungssystem bieten Fußboden- oder Wandheizungen eine unauffällige Lösung. Auch sichtbare Systeme wie Wärmepumpen oder Brennwertkessel kommen im Altbau infrage.
Fassadendämmung
Die Fassade eines denkmalgeschützten Altbaus darf in der Regel nicht verändert werden. Eine gute Alternative stellt die Innendämmung dar. Es gibt moderne Materialien und Systeme, die sich besonders gut für die Dämmung von denkmalgeschützten Gebäuden eignen, wie beispielsweise Calciumsilikat- oder Perliteplatten. Diese können die Feuchtigkeit im Gebäude regulieren und somit Schimmelbildung vermeiden.
Dachdämmung
Die Dämmung des Daches ist unkompliziert durchzuführen. Bei der Sanierung von Altbauten wird sie dicker als gewöhnlich (bis zu 30 cm) angebracht, um die niedrigeren Dämmwerte der Fassade auszugleichen.
Fensteraustausch
Beim Fensteraustausch in denkmalgeschützten Gebäuden ist es oft erforderlich, die Optik der Fenster beizubehalten. In diesem Fall können moderne Fenster originalgetreu nachgebildet werden. Wenn die alten Fenster erhalten bleiben sollen, können sie mit speziellen Dichtungen, Vorfenstern oder einer neuen Verglasung versehen werden.
Energetische Sanierung: Diese Mythen gibt es
Um die Energiewende kursieren einige Mythen, die auch die energetische Sanierung betreffen. Im Folgenden klären wir über einige auf.
Wärmepumpen nur für Neubauten geeignet
Auch um die Wärmepumpe ranken sich solche Geschichten – unter anderem, sie sei nicht für Altbauten geeignet. Fakt ist: Wärmepumpen können sowohl in Neubauten als auch Altbauten energieeffizient betrieben werden. Um sicherzustellen, dass das Ergebnis überzeugt, empfiehlt es sich vorab zu überprüfen, inwiefern der Dämmzustand des Gebäudes verbessert werden kann, zum Beispiel durch die Dämmung von Fenstern, Türen, Wänden oder Decken. Auch lohnt es sich, alte Heizkörper durch beispielsweise Niedertemperatur-Heizkörper oder Flächenheizungen zu ersetzen. Zudem ist ein Blick auf die Vorlauftemperatur ratsam: Kann sie mit der bestehenden Anlage gesenkt werden, ohne dass die Räume unzureichend beheizt sind? Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer sollten sich vor dem Einbau einer Wärmepumpe also eine fachmännische Beratung einholen, um die für ihren Altbau passenden Maßnahmen zu finden.
Schimmelrisiko durch Wärmedämmung
Ein weiterer Mythos betrifft die Wärmedämmung. Wärmedämmende Maßnahmen sollen zu Feuchtigkeitsproblemen und in der Folge zu Schimmelbildung führen können. Tatsächlich entsteht in genutzten Räumen Feuchtigkeit, die sich im Raum niederschlagen kann – vorausgesetzt, sie wird nicht abgeführt. Dies geschieht oft an kalten Wänden, in Ecken oder im Fensterbereich, wo sie Schimmel begünstigt und langfristig die Bausubstanz schädigen kann. Alte, undichte Fenster haben oft den positiven Nebeneffekt, dass feuchte Luft nach draußen geleitet wird und die Raumluft trockener wird. Der energetische Nachteil überwiegt jedoch. Werden im Rahmen einer energetischen Sanierung neue Fenster eingebaut und die Dämmung der Außenwände erneuert, wird dem unkontrollierten Energieverlust Einhalt geboten. Die neuen Fenster sind dicht, die gedämmten Wände wärmer und beides verringert bei optimaler Lüftung die Schimmelbildung. Durch die Nachrüstung einer Lüftungsanlage kann diesem Problem zusätzlich entgegengewirkt werden.
Energetische Sanierung lohnt nicht nur im Neubau
Faktisch kann die Energieeinsparung bei einem Altbau bis zu 85 Prozent betragen, wenn er mit modernster Technik energetisch saniert wurde. Den relativ hohen Investitionskosten stehen geringere Energiekosten, die Reduzierung von CO2-Emmissionen und die Wertsteigerung der Immobilie entgegen.