Seit dem 1. Januar 2022 gelten beim Bau eines Schornsteins strengere Regelungen. Was das bedeutet und worauf Sie beim Heizen mit Holz achten sollten, erläutern Tim Froitzheim vom ZVSHK und Robert Mülleneisen vom GVOB in unserem Tipp.
Egal ob Pelletofen, Holzheizung oder Kaminofen – für Feuerungsanlagen in Privathaushalten gelten Emissionsgrenzwerte, die in der ersten Verordnung zur Durchführung des Bundes-Imissionsschutzgesetzes (1. BImSchV) festgelegt sind. 2010 gab es eine grundlegende Überarbeitung, nun wurde noch mal nachgesteuert: Die Vorschriften für den Schornstein 2022 finden sich in der geänderten Verordnung über kleine und mittlere Feuerungsanlagen (1 BImSchV) und betreffen vor allem die Höhe und die Position des Schornsteins.
Bessere Luftqualität durch neue Vorschriften für den Schornstein
Beim Verbrennen von festen Brennstoffen wie Holz oder Kohle können gesundheitsschädigende Schadstoffe, wie beispielsweise Feinstaub, entstehen. Als besonders problematisch schätzt das Umweltministerium das Heizen mit Kamin- oder Kachelöfen in Wohngebieten mit einer engen Bebauung ein, da die durch den Schornstein abgeführten Abgase häufig nicht über das Nachbarhaus hinwegziehen. „Die Zahl der Nachbarschaftsbeschwerden wegen Belästigung durch den Rauch oder den Geruch eines Kamins oder Ofens hat in den vergangenen Jahren zugenommen. Das melden Behörden wie auch Schornsteinfeger,“ erklärt Robert Mülleneisen, Vorsitzender des GesamtVerband OfenBau e.V. (GVOB). „Bei der Rauchentwicklung spielen neben der Höhe des Schornsteins zwar auch andere Faktoren eine Rolle, wie beispielsweise das verwendete Brennmaterial oder beim Holz die korrekte Lagerung und Anwendung. Aber die Höhe des Schornsteins stellt eine leicht beeinflussbare Größe dar, die sich gut kontrollieren lässt.“
Höher und firstnah – die neuen Maßstäbe für den Schornsteinbau
Die strengeren Vorschriften für Schornsteine 2022 sollen Abhilfe schaffen und zu einer besseren Luftqualität beitragen. Die wesentliche Änderung besteht darin, dass Sie künftig Ihren Schornstein so hoch bauen müssen, dass der Rauch natürlicherweise über das Nachbargebäude hinwegzieht. „Der Schornstein muss den Dachfirst – also den höchsten Punkt des Daches – um 40 cm überragen. Bei bereits genehmigten Bauanträgen darf noch nach dem alten Recht gebaut werden. Auch wenn Sie eine bestehende Feuerungsanlage durch einen modernen Kamin- oder Kachelofen ersetzen, müssen Sie die neue Regelung nicht berücksichtigen. Diese gilt nur für den Neubau oder wenn Sie in einem bestehenden Gebäude nachträglich einen neuen Kamin- oder Kachelofen einbauen möchten,“ erklärt Mülleneisen. Ebenfalls zu beachten ist, dass die Austrittsöffnung des Schornsteins künftig in der Nähe zum First angeordnet werden muss. Für außengeführte Schornsteine eignen sich Edelstahlschornsteine gut, die Sie für alle zugelassenen Feuerstätten nutzen können und die Ihnen eine flexible Installation ermöglichen.
Neue Regelung für Schornsteine und Ausnahmen
Die neue Verordnung ist in der Umsetzung vor allem dann etwas kniffelig, wenn Sie nachträglich einen Kamin- oder Kachelofen im Bestand einbauen möchten. Denn häufig erweist es sich als schwierig, den Schornstein in der Nähe des Firsts herauszuführen und sich bei der Montage an die neuen Vorgaben zu halten. Für diese Sonderfälle gibt es die sogenannte VDI-Richtlinie 3781. „Diese berücksichtigt nicht nur das eigene Haus, sondern auch die Hanglage, oder wenn das Gebäude des Nachbarn höher ist,“ erklärt Tim Froitzheim vom Zentralverband Heizung und Sanitär (ZVSHK). „In diesen Fällen berechnet ein Fachhandwerker – beispielsweise ein Schornsteinfeger oder ein Ofenbauer – die Höhe des Schornsteins individuell. Dabei wird unter anderem die Position der umliegenden Gebäude berücksichtigt und inwieweit diese im Einzugsbereich des Schornsteins liegen.“ Als Faustregel können Sie sich Folgendes merken:
- Der Schornstein sollte sich immer näher am First als an der Traufe bzw. der Dachrinne befinden.
- Je größer der Abstand des Schornsteins zum First, desto höher muss der Schornstein sein.
Firstferne Ableitungen sind nur in Sonderfällen durch die VDI-Richtlinie erlaubt. Doch Achtung: „Wenn der Schornstein höher als drei Meter oberhalb der Dachfläche sein muss, wird es sehr teuer und damit unwirtschaftlich“, verrät Froitzheim. „So hohe Schornsteine müssen statische Anforderungen erfüllen und z.B. mit Abspannungen gesichert werden.“ Die geänderte Regelung beim Schornstein-Bau und die damit verbundene VDI-Richtlinie bringen einen neuen Beratungsbedarf mit sich. In unserer Handwerkersuche können Sie gezielt nach Fachbetrieben in Ihrer Nähe schauen. „Auch wenn Sie erstmal keinen Kamin- oder Kachelofen vorgesehen haben, kann es sinnvoll sein, einen Schornstein in Firstnähe miteinzuplanen. Dann können Sie später bei Bedarf ohne großen Aufwand noch nachrüsten“.
Emissionsarm Heizen mit Holz – Tipps für die richtige Bedienung
Holz gilt gemeinhin als nachhaltiger Brennstoff, denn es setzt bei seiner Verbrennung nur so viel CO2 frei, wie es während des Wachstums aufnimmt. Eine nahezu CO2-neutrale Verbrennung erreichen Sie, wenn Sie Ihr Scheitholz von einem ökologischen Forstbetrieb bzw. aus der Region beziehen. Den Ausstoß von gesundheits- und klimaschädlichen Schadstoffen können Sie durch eine fachgerechte Bedienung verringern. „Sie sollten niemals nasses Holz verwenden!“ mahnt Froitzheim: „Denn die Feuchtigkeit muss erstmal verdampft werden und das verbraucht viel Energie und erzeugt viel Rauch. Auch die Größe der Holzscheite muss stimmen: Wenn Sie mit Zeigefinger und Daumen beider Hände ein Dreieck formen und das Holzscheit durchpasst, hat es die passende Größe.“ Ein anderer, häufig gemachter Fehler unterläuft beim Aufbau: „Anders als beim Lagerfeuer sollten Sie das Holz im 90-Grad Winkel und versetzt übereinanderschichten und das Ganze luftig anordnen.“ Papier oder andere unerlaubte Brennstoffe sind Tabu! Wie emissionsarm oder „sauber“ Ihr Kaminofen arbeitet, erkennen Sie am Zustand der Feuerraumscheibe: „Bei der richtigen Bedienung bleibt diese nahezu sauber. Auch an einem feinen weißen Aschehaufen erkennen Sie, dass das Holz ideal abgebrannt ist.“ Eine andere Möglichkeit ist das Heizen mit Holzpellets: „Die gepressten Stäbchen werden aus Abfällen der Holzbearbeitung gewonnen. Die Krone des Baums, die sonst nicht verwendet wird, kann so genutzt werden. Als nachwachsender Rohstoff stellt Holz eine wichtige erneuerbare Energiequelle dar, die für die Wärmeversorgung wichtig ist,“ betont Mülleneisen. „Das Heizen mit Holz gehört nach wie vor zu den umweltfreundlichsten Heizmethoden.“ In unserem Ofenquiz können Sie testen, wie es um Ihr Wissen beim Heizen mit Holz bestellt ist.
Beim Planen einer Holzheizung neue Vorschriften für den Schornstein beachten
Egal ob Sie sich beim Neubau für einen Kamin entscheiden, den Sie nur ab und zu mal nutzen möchten oder für eine Pelletheizung, mit der Sie ihr ganzes Haus mit Heizwärme und Warmwasser versorgen – wenn Sie den Einbau einer Holzheizung planen, sind Sie verpflichtet, sich an die neuen Vorschriften für den Schornstein 2022 zu halten. Sie sollten also frühzeitig den zuständigen Schornsteinfeger und einen Heizungs- oder Ofenbauer einbeziehen. Übrigens: Wenn Sie eine moderne Feuerungsanlage einbauen, können Sie sicher sein, dass diese über eine optimierte Verbrennungstechnik verfügt, die einen geringeren Ausstoß von Feinstaub garantiert. Zwar erzeugen Kachel -und Kaminöfen immer Emissionen. Das lässt sich nicht verhindern. Doch alle Geräte, die nach 2010 auf den Markt gekommen sind, erfüllen die strengen Grenzwerte für Emissionen, die bei der ersten Novelle der Verordnung eingeführt wurden.
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