Falsch eingestellte Heizkörper, blockierte Thermostate oder dauerhaft gekippte Fenster – viele dieser typischen Bedienfehler kosten unnötig Energie und Komfort. Heizungs-Experte Florian Wiemeyer erklärt im Interview, welche Folgen falsches Heizen hat, wie programmierbare Thermostate den Alltag erleichtern und wann sich ihre Anschaffung finanziell lohnt. Außerdem zeigt er, welche Systeme miteinander kompatibel sind und wie sich Thermostate sinnvoll ins Smart Home integrieren lassen.
Welche typischen Bedienfehler beobachten Sie bei Verbraucherinnen und Verbrauchern im Umgang mit herkömmlichen Thermostaten – und welche Folgen haben diese für Energieverbrauch und Komfort?
Florian Wiemeyer: Viele Verbraucherinnen und Verbraucher machen beim Umgang mit herkömmlichen Heizkörperthermostaten ähnliche Bedienfehler. Häufig wird das Thermostat komplett aufgedreht, um den Raum schneller zu erwärmen – dabei regelt es nur die Endtemperatur, was zu Überheizung und Energieverschwendung führt. Ebenso wird die Heizung bei Abwesenheit oft ganz abgedreht, wodurch Räume unnötig auskühlen und beim Wiederaufheizen mehr Energie benötigt wird. Wenn Thermostate durch Möbel oder Vorhänge verdeckt sind, misst das Thermostat falsche Temperaturen, was zu ineffizientem Heizen führt. Auch zu hohe Temperatureinstellungen erhöhen den Energieverbrauch deutlich, ohne den Komfort wesentlich zu steigern. Zuletzt lüften viele mit gekipptem Fenster oder lassen auch beim Stoßlüften den Heizkörper an, wodurch wertvolle Wärme verloren geht. Insgesamt führen diese Fehlbedienungen zu einem erhöhten Energieverbrauch und schwankendem Wohnkomfort.
Worin unterscheiden sich herkömmliche und programmierbare Thermostate in ihrer Funktionsweise – und in welchen Anwendungssituationen zeigt sich dieser Unterschied besonders deutlich?
Florian Wiemeyer: Herkömmliche Thermostate regeln die Raumtemperatur ausschließlich manuell über eine feste Einstellung, während programmierbare Thermostate zeitgesteuert arbeiten und Temperaturprofile automatisch an Tages- und Wochenrhythmen anpassen können. Dadurch heizen programmierbare Modelle nur dann, wenn Wärme tatsächlich benötigt wird, und senken die Temperatur automatisch in Abwesenheitszeiten oder nachts ab. Der Unterschied zeigt sich besonders deutlich in regelmäßig genutzten Räumen, etwa in Wohnungen von Berufstätigen: Während ein herkömmliches Thermostat dauerhaft auf einer Temperatur bleibt oder manuell nachgeregelt werden muss, sorgt ein programmierbares Thermostat selbstständig für Komfort beim Heimkommen und Energieeinsparung während der Abwesenheit. Auch in größeren Haushalten oder Büros mit wechselnden Nutzungszeiten ermöglicht die automatische Steuerung eine effizientere Heizungsnutzung. Insgesamt bieten programmierbare Thermostate somit mehr Komfort bei gleichzeitig geringerem Energieverbrauch.
Können programmierbare Thermostate bei allen Heizungssystemen eingesetzt werden, oder gibt es bestimmte Systeme, für die sie nicht geeignet sind? Wie sieht es bei den verschiedenen Arten an Wärmeerzeugern und der Kompatibilität hier aus?
Florian Wiemeyer: Grundsätzlich sind programmierbare Thermostate für Heizkörpersysteme gedacht, sie ersetzen dort den manuellen Thermostatkopf. Für Flächenheizungssysteme gibt es auch programmierbare Systeme, diese bestehen aber i.d.R. aus mehr als einem Bauteil, nämlich einem Raumthermostat und einem Stellantrieb, der auf dem Fußbodenheizungs-Verteiler montiert wird.
Die Verwendung von programmierbaren Thermostaten und auch Raumthermostaten + Stellantrieben sind sowohl mit konventionellen Wärmeerzeugern als auch mit regenerativen Wärmeerzeugern wie bspw. der Wärmepumpe möglich.

Foto: Oventrop
Ab wann rechnen sich moderne oder programmierbare Thermostate tatsächlich für Verbraucherinnen und Verbraucher? Welche Faktoren bestimmen, ob der Austausch lohnt?
Florian Wiemeyer: Ab wann sich moderne oder programmierbare Thermostate rechnen, hängt von vielen Faktoren ab und lässt sich nur grob sagen. Für viele Haushalte rechnet es sich häufig nach ein bis vier Heizperioden. Besonders groß ist das Sparpotenzial, wenn die Heizung bisher ohne zeitliche Steuerung durchläuft oder Räume oft ungenutzt sind. Durch automatische Absenkung bei Abwesenheit oder nachts lassen sich typischerweise 5–15 % Heizenergie einsparen. Entscheidend ist dabei vor allem, wie konsequent die Heizprofile genutzt und auf den eigenen Alltag abgestimmt werden. Ein weiterer Faktor ist die bauliche Gegebenheit, in unsanierten Altbauten ist das Energieeinsparpotenzial größer, als in modernen, gut gedämmten Gebäuden.
Hat es Sinn, programmierbare Thermostate mit SmartHome-Systemen zu verknüpfen?
Florian Wiemeyer: Grundsätzlich bietet es sich aus verschiedenen Gründen an, solche Thermostate auch in herstelleroffene SmartHome-Systeme einzubinden. Zum einen lässt sich so die Raumtemperaturregelung zusammen mit einem vernetzten Wärmeerzeuger noch effizienter gestalten: Vorlauftemperaturen können so ideal an den tatsächlich benötigten Wärmebedarf angepasst werden, dies bietet zusätzliches Energieeinsparpotential. Zum anderen benötigt der Verbraucher dann nur eine App für viele verschiedene Anwendungen wie bspw. Sicherheit, Licht, Verschattung und PV-Metering. Hier gibt es herstelleroffene SmartHome Systeme am Markt, die mit einem Gateway (Schnittstelle der Einzelgeräte/-systeme) bis zu 40 führende Hersteller „unter einem Dach“ vereinen.
Über den Interview-Partner

Über den Interview-Partner
Florian Wiemeyer ist verantwortlich für den Bereich Marketing Services & Verbände bei Oventrop GmbH & Co. KG in Olsberg.
Fotos: Headerbild: Canva; Porträtfoto: Oventrop
