Im Zuge der Wärmewende stehen zahlreiche Hausbesitzer vor der Herausforderung, ihre alten Heizsysteme gegen moderne, umweltfreundliche Anlagen auszutauschen. Doch wohin mit den alten Heizkesseln und Metallrohren?
Die Entsorgung stellt nicht nur logistisch eine Herausforderung dar, sondern birgt auch die Chance, wertvolle Ressourcen zurückzugewinnen. Genau hier kommen die SchrottBienen ins Spiel: Als Vorreiter im Altmetall-Recycling unterstützen sie die Wärmewende, indem sie den Austausch von Heizsystemen effizient und umweltfreundlich gestalten. Ihre Arbeit ermöglicht es, wertvolle Materialien dem Kreislauf zurückzuführen und so die Klimaneutralität in der Heizungsbranche zu fördern.
Wie entstand die Idee zur Gründung der SchrottBienen?
Thilo Hamm: Vor vier Jahren haben wir zu dritt – ein Jurist, ein Softwareentwickler und ich als Ingenieur – die SchrottBienen gegründet. Einer meiner Mitgründer war damals bei einem großen Edelstahlrecyclingkonzern angestellt, wo oft die Frage aufkam, woher der verarbeitete Schrott eigentlich stammt. Diese Intransparenz im Schrottsektor ist ein Problem, da die genaue Herkunft der Materialien oft nicht nachvollziehbar ist. Während man bei Lebensmitteln im Großhandel die Herkunft detailliert nachvollziehen kann, fehlt eine solche Transparenz beim Metallschrott.
Diese Undurchsichtigkeit war unser Ausgangspunkt: Wir wollten Transparenz und Recycling verbinden und ein Unternehmen gründen, das Metallrecycling für den Abgeber so einfach wie möglich und für den Abnehmer so transparent wie möglich macht.
Die Fahrzeuge der SchrottBienen sind derzeit auch in Berlin unterwegs. Wo in Deutschland bietet ihr euren Service an?
Thilo Hamm: Wir haben im Rheinland angefangen und seitdem unser Netzwerk kontinuierlich erweitert. Heute sind wir in ganz Nordrhein-Westfalen aktiv, sowie in Hamburg, Frankfurt und Stuttgart. Seit Anfang 2024 bieten wir unseren Service auch in Berlin an und sind seit kurzem in München tätig.
Wird das Unternehmen weiter wachsen und in andere Regionen und Städte expandieren?
Thilo Hamm: Ja, wir werden in weitere Ballungsräume gehen. Es ist uns wichtig, unseren überregional tätigen Kunden einen umfassenden Service bieten zu können. Unsere Expansion ist darauf ausgerichtet, Unternehmen und Handwerksbetrieben in ganz Deutschland eine zuverlässige Lösung für die Entsorgung und das Recycling von Altmetallen zu bieten. Es gibt Firmen, für die fahren wir schon jetzt bis an die Ostseeküste.
Insbesondere Heizungsbauer und SHK-Betriebe profitieren von unseren Dienstleistungen. Indem wir die Entsorgung schwerer Heizungsanlagen und Altmetalle übernehmen, entlasten wir die Fachkräfte, die sich dann auf ihre Kernaufgaben konzentrieren können. Unsere Dienste sind so gestaltet, dass sie die Arbeitsabläufe des Handwerks unterstützen und beschleunigen.
Endkunden haben durch uns den Vorteil, dass das Material schnell und einfach abgeholt wird. Gleichzeitig wird durch das anschließende Recycling viel CO₂ eingespart. Wir haben die Co2-Einsparungen extern analysieren lassen: Pro Tonne gesammelten Schrott sparen wir 240 Kilogramm CO₂ ein.
Neben Klimaschutzgesichtspunkten sind sicherlich auch finanzielle Aspekte ausschlaggebend für den Einsatz der SchrottBienen. Für Privathaushalte ist die Dienstleistung kostenlos, ist das richtig?
Thilo Hamm: Die Kostenstruktur unserer Dienstleistung hängt von der Menge und Art des zu entsorgenden Materials ab. Während die Abholung kleinerer Gegenstände – wie einer Edelstahlpfanne – kostenpflichtig ist, bieten wir bei größeren Mengen, wie sie etwa durch eine private Sanierung entstehen, eine kostenlose Abholung und sogar eine Vergütung an. Wenn jemand einen Ölbrenner hat, der 400 kg wiegt und erst einen halben Tag zerfräst werden muss, dann muss diese Dienstleistung bezahlt werden.
Wir verdienen an dem Material und an der Dienstleistung – beides zusammen deckt unsere Kosten. Selbstverständlich müssen wir als Unternehmen auch rentabel sein, um unsere Umweltziele langfristig zu erreichen.
Im Rahmen des aktuellen Heizungsgesetzes werden viele alte Heizungen durch neue ersetzt. Nehmen die SchrottBienen auch alte Heizkessel und Co. mit und entsorgen sie?
Thilo Hamm: Wir bieten eine umfassende Entsorgungslösung für alte Heizkessel und Heizungsanlagen an. Unser Service umfasst die Abholung sämtlicher Materialien von der Baustelle, um den Handwerksbetrieb zu entlasten. Ursprünglich auf Schrott fokussiert, haben wir unser Angebot erweitert und entsorgen jetzt auch Paletten, Kartons oder Bauschutt. Ganz auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten.
Es gibt jedoch spezielle Materialien, die besondere Entsorgungsprozesse erfordern: Kältemittel aus alten Wärmepumpenanlagen müssen von Fachbetrieben abgesaugt werden, und bei öl- oder asbesthaltigen Komponenten gelten spezielle Entsorgungsrichtlinien.
Was passiert nach Abholung mit den Materialien?
Thilo Hamm: Wir arbeiten mit zertifizierten Recyclingpartnern in ganz Deutschland zusammen. Diese verfügen über viele Niederlassungen und garantieren eine nachhaltige Weiterverarbeitung. Jeder Schritt unseres Prozesses wird detailliert dokumentiert, um Transparenz zu gewährleisten: vom Ursprung des Materials bis zu dessen Recyclingweg. Dadurch stellen wir sicher, dass der Schrott ordnungsgemäß recycelt wird und nicht in unkontrollierten Deponien landet.
Ein großes Problem auf Baustellen sind Mischcontainer, in denen alles wahllos entsorgt wird, was letztlich zur Verbrennung des Materials und damit zu Ressourcenverschwendung führt. Mit Blick auf Recycling ist die thermische Verwertung verheerend. Unser Ziel ist es, diese ineffizienten Entsorgungsmethoden durch gezielte und verantwortungsvolle Recyclingstrategien zu ersetzen.
Logistisch ist die Arbeit sicher sehr anspruchsvoll. Wie viel künstliche Intelligenz (KI) steckt in den SchrottBienen?
Thilo Hamm: Die Intelligenz liegt bei uns in der Routenplanung und -optimierung. Wir holen täglich mehrfach unbekannte Mengen Schrott mit unbekanntem Volumen und Gewicht ab. Da brauchen wir ein gutes, tagesaktuelles System, wo wir schnell umdisponieren können. Die Intelligenz steckt auch in der Abwicklungssoftware.
Wenn ich eine alte Heizung austauschen und eine neue einbauen lassen möchte, dann mache ich das weniger als Privatperson, sondern über ein SHK-Fachunternehmen. Ihr habt sicher ein großes Partnernetzwerk von SHK-Fachbetrieben.
Thilo Hamm: Klassischerweise werden wir vom Fachbetrieb beauftragt, da der Austausch einer Heizung zu deren Arbeitsleistung gehört. Wir arbeiten zum einen mit über 1.500 klassischen Handwerksbetrieben in ganz Deutschland zusammen, aber auch mit ganz großen Ketten.
Bei einem Heizungsaustausch weiß der Fachbetrieb, dass zwei Personen oft nicht ausreichen, um die alte Anlage zu entfernen und die neue zu installieren. Häufig sind drei bis vier Mitarbeiter erforderlich, um solche Aufgaben zu bewältigen. Da es für den Fachbetrieb ineffizient wäre, Personalressourcen nur temporär für solche Arbeiten zu binden, übernehmen wir diese schwierigen und zeitintensiven Aufgaben. So können sich die Handwerker auf ihre eigentlichen Tätigkeiten konzentrieren.
Wie viele Heizungen wurden von den SchrottBienen schon mitgenommen und recycelt?
Thilo Hamm: In den vier Jahren seit Bestehen haben wir über 28.000 Abholungen durchgeführt. Wie viele davon Heizungen waren, kann ich nicht sagen. Einige unserer Kunden beauftragen uns regelmäßig, um monatlich zwischen 40 und 50 Anlagen zu recyceln.
Ist Nachhaltigkeit eine zentrale Motivation der Kunden oder sind Kosteneinsparungen und die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften ausschlaggebend?
Thilo Hamm: Nachhaltigkeit ist ein zentraler Aspekt, aber oft fehlt die Bereitschaft, dafür zu zahlen. In unserer Branche ist es ähnlich: Erst wenn der grüne Stahl mehr wert ist als der klassische Stahl, kommen wir weiter. Das wird vorerst wohl nur über gesetzliche Quoten zu machen sein.
Beim Austausch von Heizungen spielt der Entsorgungsnachweis eine entscheidende Rolle, um Fördermittel wie den Klimageschwindigkeits-Bonus zu erhalten. Die meisten mobilen Schrotthändler, die samstags unterwegs sind, stellen solche Nachweise nicht aus. Da wir großen Wert auf Transparenz legen, haben wir von Beginn an Entsorgungsnachweise ausgestellt. Seitdem finanzielle Anreize mit Nachhaltigkeit verbunden sind, beobachten wir eine gestiegene Nachfrage nach diesen Nachweisen. Dann hat Nachhaltigkeit einen Wert.
Bildnachweise: © SchrottBienen