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Wie Künstliche Intelligenz Einzug ins Gebäude hält

Künstliche Intelligenz (KI) ist derzeit in aller Munde. KI bietet enorme Möglichkeiten, die Effizienz und Nachhaltigkeit von Gebäuden zu verbessern. Und auch die Fachkräftelücke könnte durch KI nach und nach geschlossen werden.

Doch wie wird Künstliche Intelligenz Einzug in die Gebäude halten und welche Veränderungen bringt sie für die Gebäudetechnik-Branche mit sich? Wir haben bei Dr. Christian Temath, Geschäftsführer Kompetenzplattform KI.NRW, nachgefragt.

In welcher Form wird KI in den nächsten Jahren in die Wohnhäuser einziehen?

Anwendungsfälle für Künstliche Intelligenz in den eigenen vier Wänden gibt es viele, etwa wenn es um Unterstützung bei der Haushaltsführung geht. In Waschtrocknern verbaute KI-Systeme erkennen dank integrierter Sensoren und KI-Technologien Material- und Farbzusammensetzung, Volumen und Gewicht der Waschladung und regeln automatisiert den Wasch- oder Trocknungsprozess. Dabei vergleicht die KI die erfassten Sensordaten mit Erfahrungswerten und ermittelt das beste Programm, um Textilfasern zu schonen oder Waschmittel zu dosieren. Auch in der Küche kann KI genutzt werden. Das Unternehmen Miele hat hierzu eine eigene KI-Abteilung geschaffen und integriert beispielsweise Kameras in Backöfen, um dann mittels Computervision das perfekte Backergebnis zu erzielen. Den größten Benefit haben KI-Systeme aber sicher, wenn es um die KI-gestützte Klimatechnik geht. Das Bonner Unternehmen Recogizer kann in großen Gewerbeimmobilien teilweise mehr als 20 % des Energieverbrauchs einsparen. Das sind wirklich beeindruckende Zahlen. Diese Technologie ließe sich prinzipiell auch auf große Wohnanlagen übertragen. Weitere Anwendungsfälle finden Sie auch in unseren „KI.Welten“ – ein interaktives Browsertool, in dem Sie sich durch verschiedene Lebens- und Arbeitswelten klicken und selbst entdecken können, an welchen Stellen KI schon heute genutzt wird.

Kann der Einsatz von KI helfen, die Fachkräftelücke im Handwerk zu schließen?

In erster Linie lebt das Handwerk davon, dass Fachkräfte mit ihrem Know-how und ihrem Erfahrungsschatz, den sie sich über die Jahre angeeignet haben, im wahrsten Sinne des Wortes selbst Hand anlegen. Und wenn eine Heizung getauscht oder ein Wasserrohr geflickt werden muss, dann wird das auch in Zukunft noch von einem Menschen gemacht werden müssen. Gleichzeitig werden viele Geräte, seien es Wärmepumpen oder Batteriespeicher, immer technischer, weshalb sich Handwerksberufe gerade für junge Leute zu spannenden Betätigungsfeldern entwickeln. KI wird da sicher auch immer öfter eine Rolle spielen. Wenn es um die Schließung der Fachkräftelücke geht, dann sehe ich den größten Hebel von KI da, wo sie hilft das Handwerk auch für kommende Generationen attraktiv zu halten. Wenn eine Bäckerei eine KI-basierte Planung für die Auslastung der Öfen nutzt, damit Energie spart und gleichzeitig die Mitarbeitenden deutlich später in die Backstube müssen, dann ist das sicher ein Gewinn. Gleiches gilt für die KI-gestützte Abwicklung bürokratischer Prozesse, wie etwa der Rechnungslegung, des Schriftverkehrs mit Kundinnen und Kunden oder der Dokumentation von Arbeitsschritten. Die clockin GmbH aus Münster hat beispielsweise eine KI entwickelt, mit der die Erfassung von Arbeits- und Projektzeiten komplett automatisiert und digital erfolgen kann, wodurch sich papierlastige Verwaltungsprozesse deutlich minimieren lassen. Wenn Handwerksunternehmen hier mit der Zeit gehen, wird es auch bei der Personalsuche einfacher.

Wie kann ein Unternehmen die Potenziale von KI für sich identifizieren und umsetzen?

In der Regel haben Handwerksbetriebe wenig Kapazitäten, um sich selbst intensiv mit KI zu beschäftigen, geschweige denn Systeme selbst zu implementieren. Für den Anfang raten wir daher dazu, sich bei Fachleuten zu informieren und dann externe Partner ins Boot zu holen bzw. auf KI-as-a-Service-Produkte zurückzugreifen. Bei KI.NRW haben wir beispielsweise verschiedene Workshop-Formate wie etwa den AI Design Sprint™ oder das AI.Shadowing im Angebot, in denen wir mit den Mitarbeitenden gemeinsam Use Cases identifizieren, diese kategorisieren und priorisieren, um dann nächste Schritte planen zu können. Dabei achten wir darauf, dass Leute aus verschiedenen Abteilungen an diesen Workshops teilnehmen, um einerseits die Abläufe in den Unternehmen besser zu verstehen, gleichzeitig aber auch verschiedene Sichtweisen auf gegebene Problemstellungen zu haben. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass sich Use Cases dann am besten identifizieren lassen, wenn man das ganze Bild hat. Das Gute an diesem Vorgehen ist auch, dass sich die Mitarbeitenden direkt eingebunden fühlen – bei einem Thema wie KI, wo man an einzelnen Stellen immer auch auf Skepsis trifft, hilft das enorm. Wenn wir hier unterstützen können, melden Sie sich gerne bei uns.

Über den Interview-Partner

Dr. Christian Temath ist seit September 2020 Geschäftsführer der Kompetenzplattform KI.NRW und arbeitet am Fraunhofer IAIS in Sankt Augustin mit seinem Team daran, die Marke »KI made in NRW« zu etablieren und die technologische Souveränität des Landes NRW zu stärken.

Bildnachweis: © KI.NRW

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