Blackouts, also plötzliche, länger andauernde und großflächige Ausfälle der Stromversorgung, sind in Europa sehr selten. Und auch der klassische Stromausfall ist eher die Ausnahme. Falls es dennoch dazu kommen sollte, sind Sie gut mit einem Kachelofen aufgestellt. Welche Möglichkeiten der autarken Wärme es gibt, darüber berichtet Guido Eichel, Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der deutschen Kachelofenwirtschaft und Vorstand der Hagos eG, in unserem Experteninterview.
Ein Stromausfall im Winter und die Heizung funktioniert nicht mehr – für viele ein Schreckensszenario. Welche Möglichkeiten gibt es, um so einen kurzfristigen Ausfall zu überbrücken?
Guido Eichel: In dem von Ihnen angesprochenen Fall könnte ein Kaminofen, Kachelofen, Heizkamin oder Herd für die notwendige Wärme sorgen. Beim holzbeschickten Herd hätten Sie zusätzlich die Möglichkeit ein warmes Essen oder heißes Getränk zuzubereiten. Beim Herd oder beim Grundöfen könnten sogar durch einen entsprechenden Ausbau gleich zwei Räume geheizt werden. In Österreich legt der Katastrophenschutz sehr viel Wert darauf, dass in dezentral gelegenen Häusern eine unabhängige funktionsfähige Feuerstelle vorhanden ist. Ein Blick über die nachbarschaftliche Grenze hinweg schärft manchmal das Verständnis für sinnvolle Lösungen.
Neben dem Aspekt der Versorgungssicherheit – welche Vorteile hat das Heizen mit Holz darüber hinaus?
Guido Eichel: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff, der in ausreichender Menge in Deutschland für die dezentrale Nutzung zur Verfügung steht. Beachtet man die Herkunft und die vorhandene Restfeuchte des Holzes und verwendet einen Speicherofen als Heizquelle, dann kann man effizient und ressourcenschonend mit dem Rohstoff Holz heizen. Ein für die Raumgröße optimierter Ofen verbunden mit einem Feinstaubabscheider erfüllt auch die Wünsche des ökologisch geprägten Nutzers. Die Strahlungswärme einer Einzelfeuerstelle erzeugt eine wohlige Wärme, die sich positiv auf die Stimmung der Menschen auswirkt.
Zurück zum Thema Blackout. Wie viel Scheitholz oder Pellets sollte ein Ofenbesitzer vorrätig haben, um ein bis zwei Tage gut zu überbrücken?
Guido Eichel: Um eine entsprechende Vorsorge zu treffen, sollte jeder Ofenbesitzer einen Festmeter Holz vorhalten. Der Holzverbrauch nimmt mit der Speicherfähigkeit des Ofens ab. Bei der Auswahl des Ofentyps ist der Holzverbrauch somit nicht nur eine ökologische, sondern auch eine ökonomische Entscheidung.
Viele moderne Kachel- und Kaminöfen sind mit Smart Home Anwendungen ausgestattet. Das erhöht den Komfort und vereinfacht die Bedienbarkeit. Aber was passiert im Fall eines Stromausfalls? Kann der Kachelofen dann trotzdem weiter befeuert werden?
Guido Eichel: Elektrische Zusatzmodule wie z.B. die elektronische Abbrandsteuerung oder der elektrische Abscheider für den Feinstaub würden beim Stromausfall logischerweise nicht funktionieren. Auch die heute oft genutzte Erwärmung von Brauchwasser durch die Einzelfeuerstelle in Verbindung mit einem Pufferspeicher ist ohne Strom nicht funktionstüchtig. Die Öfen selbst könnten in einem solchen Fall allerdings ohne die Elektronik weiter betriebenen werden und würden ihren Zweck erfüllen.
Und wie verhält es sich beispielsweise mit Pelletöfen, die automatisch beschickt werden? Würde die automatische Einfuhr der Pellets nicht auch dem Stromausfall zum Opfer fallen oder gibt es so etwas wie Befüllung per Hand?
Guido Eichel: Selbstverständlich gibt es Pelletöfen, die mit der Hand beschickt werden können. Trotzdem wird bei Stromausfall der Pelletofen nicht funktionieren, da die Beförderung der Pellets in den Brennraum in allen Geräten automatisch erfolgt, beispielsweise mittels einer Schnecke, die wiederum elektrisch angetrieben wird. Im Fall eines Blackouts kann der Pelletofen seinen Besitzer nicht wärmen. In diesem Fall könnte aber ein Kombiofen helfen, der neben Pellets auch eine Beschickung mit Scheitholz zulässt. Gerade in letzter Zeit hat die Industrie in diesem Bereich neue Geräte auf den Markt gebracht.
Aktuell ist ein starker Trend zum Heizen mit Holz zu sehen, nicht zuletzt durch die attraktive BEG Förderung. Wie sehen Sie die Entwicklung für Holzheizungen im Hinblick auf Nachhaltigkeit und Klimaschutz in Zukunft?
Guido Eichel: Für mich ist die Energiewende ohne die dezentrale Holzheizung nicht denkbar, insbesondere auch vor dem Hintergrund der Wärme-Grundsicherung im Fall eines Blackouts. Die einzelnen Energieträger und Energiesysteme haben unterschiedliche ökologische Fußabdrücke von der Herstellung bis zur Stilllegung. So ist der Atomstrom aufgrund seines Endlagerungsproblems derzeit nicht enkeltauglich. Für die Herstellung des Antriebsstrangs einer Windkraftanlage werden Seltene Erden benötigt. Beim Heizen mit Holz entsteht Feinstaub. Hier besteht wenigstens die Chance, dass die Industrie im Bereich der Filtertechnologie Fortschritte erzielt.
Es ist generell wichtig, die Diskussion über die Energiewende energieträgeroffen und technologieoffen zu führen, da jede einseitige Vorfestlegung den Wettbewerb verhindern und für den normalen Bürger das Thema Energie nicht mehr bezahlbar sein wird.
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