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Vielseitig, klimafreundlich und effizient: die Hybridheizung

Die Hybridheizung vereint die Vorteile verschiedener Energieträger. Welche Kombinationen gibt es und welche Einsparpotenziale sind möglich?

Neue Technologien bei Heizsystemen sind häufig kombinierbar, klimafreundlich und effizient. In unserer Interview-Reihe „Effizient und klimaschonend heizen“ stellen Experten moderne Technologien vor. Über die vielfältigen Kombination­s­möglich­keiten, die Einspar­potenziale und andere Be­sonder­heiten der Hybrid­heizung berichtet Wolfgang Diebel, der sein Expertenwissen in die Arbeit der VdZ einbringt und beruflich als Leiter Technik Support und Training bei Buderus – einer Marke der Bosch Thermotechnik GmbH – tätig ist.

Was ist das Besondere an einer Hybridheizung?

Wolfgang Diebel: Hybrid verbindet oder nutzt das Beste verschiedener Technologien. Das ist das Prinzip einer Hybridheizung: Dann, wenn ein regeneratives System energieeffizient läuft, es vorzugsweise laufen zu lassen und nur wenn notwendig Alternativen zuzuschalten. Zum einen natürlich, um die CO2-Bilanz zu verbessern, letztendlich aber auch, um den Geldbeutel des Endkunden zu schonen. Nehmen wir das Beispiel Wärmepumpe im Bestand, wo ich höhere Betriebstemperaturen benötige als im Neubau. Im Sommer und in der Übergangszeit, wenn ich die Heizung noch mit niedrigen Vorlauftemperaturen betreiben kann, ist eine Wärmepumpe wirtschaftlich und sinnvoll einsetzbar. Aber wenn es draußen kälter wird und ich höhere Vorlauftemperaturen von 60 oder 65 Grad brauche, dann ist eine Wärmepumpe vielleicht von der CO2Bilanz noch akzeptabel, aber in Bezug auf die Energiekosten hat der Kunde Nachteile. In diesem Fall kann ein zugeschalteter Gas-Brennwertkessel helfen, der einspringt, wenn die Wärmepumpe nicht so effizient läuft.

Welche Kombinationsmöglichkeiten gibt es bei hybriden Systemen?

Wolfgang Diebel: Es gibt sehr viele Kombinationsmöglichkeiten. In der Bundesförderung für energieeffiziente Gebäude (BEG) ist die Gas-Brennwert-Hybridheizung als Förderbestandteil definiert als Gas-Brennwertsystem – entweder in Kombination mit einer Wärmepumpe, mit Biomasse oder Solarthermie. Solare Heizungsunterstützung für Heizung und Warmwasser als regenerative Quelle läuft vor allem in den Sommermonaten und im Herbst bzw. Frühjahr gut. Da kann ich bei fossilen Energien sparen und der Gas-Brennwertkessel bleibt automatisch aus, weil dann die Sonne die Energie liefert. Eine andere Möglichkeit ist die Ergänzung mit Biomasse: So kann in der Übergangszeit und im Winter zum Beispiel auch ein wassergeführter Pellet-Kaminofen das Heizen teilweise oder ganz übernehmen. Durch die zunehmende Elektrifizierung kommt heute außerdem noch das Thema regenerativer Strom hinzu. Da haben sich seit kurzem hybride Systeme von Wärmepumpe und Gas-Brennwertkessel entwickelt. Im Bestand kommen dabei am häufigsten Luft-Wasser-Wärmepumpen zum Einsatz. Das sind heute die drei typischen Hybrid-Systeme, die im Fokus sind und die auch von der Bundesförderung für effiziente Gebäude mit bis zu 45 Prozent gefördert werden.

Neben Hybridheizungen werden auch sogenannte „Renewable Ready“ Heizungen gefördert. Was hat es damit auf sich?

Wolfgang Diebel: „Renewable Ready“ ermöglicht es die Systemerweiterung zu einem Hybrid-System in zwei Schritten zu machen. Sie können zum Beispiel im ersten Schritt einen Gas-Brennwertkessel einbauen, müssen aber im Prinzip ein Hybrid-Konzept vorlegen und auch schon einen Pufferspeicher installieren, sodass Sie damit die Basis für die regenerative Erweiterung geschaffen haben. Laut Förderprogramm muss dann die Erweiterung von Renewable Ready zu einem Hybrid-System innerhalb von zwei Jahren erfolgen. Allerdings gibt es dafür nur 20 Prozent Förderung. In der Praxis wird das weniger genutzt. Die meisten machen das in einem Schritt und holen sich nicht zweimal die Baustelle ins Haus. Das sind unsere Erfahrungen.

Bei den meisten Kombinationen braucht man einen Pufferspeicher. Was gibt es da zu beachten?

Wolfgang Diebel: Ein Gasbrennwert-Hybrid-System setzt nicht zwingend einen Pufferspeicher voraus, sondern die Notwendigkeit eines Pufferspeichers ist abhängig von der Technologie und der Systemintegration. Wenn die Erzeugung und die Abnahme der Wärme zu unterschiedlichen Zeiten auftreten, dann brauche ich einen Pufferspeicher. Zum Beispiel bei der Solarthermie: Bei einer hohen Sonneneinstrahlung, wo ich tagsüber viel Wärme bekomme, kann ich diese in einem Pufferspeicher zwischenlagern, damit ich sie abends, wenn es kühler wird, für die Gebäudebeheizung nutzen kann. Das Gleiche gilt auch für einen Pellet-Kessel, bei dem ich ebenfalls in der Regel einen Pufferspeicher brauche. Bei Wärmepumpen ist es teilweise etwas anders, weil diese besser regelbar sind. Ganz neu auf dem Markt sind jetzt auch Gasbrennwert-Hybrid-Systeme, wo über eine integrierte hydraulische und regeltechnische Optimierung das System ohne Pufferspeicher auskommt.

Ist bei der Planung einer Hybridheizung ein Energieberater erforderlich?

Wolfgang Diebel: Die Fachleute im Handwerk sind mit Unterstützung der Hersteller heute in der Lage, hybride Heizsysteme kompetent in der Praxis umzusetzen. Das sind inzwischen so standardisierte Konzepte, sodass im Bestand nicht zwingend ein Energieberater bzw. Energieeffizienz-Experte hinzugezogen werden muss. Da ist der Heizungsfachmann ausreichend.
So sieht es auch die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) bei Heizungs-Einzelmaßnahmen vor.

Die Hybrid-Systeme sind also so ausgelegt, dass man nichts falsch machen kann?

Wolfgang Diebel: Man muss schon prüfen, ob das gewünschte Hybridsystem für das jeweilige Modernisierungs-Projekt geeignet ist. Ein Hybridsystem setzt auch voraus, dass das über eine intelligente Regelung gemanagt wird. Von der Regelungstechnik wie auch von der Hydraulik wurden Optimierungen geschaffen, sodass heute nicht mehr wie früher einfach verschiedene Technologien miteinander kombiniert werden, sondern diese über eine gemeinsame Regelung und System-Bedieneinheit aufeinander abgestimmt sind.

Welche Rolle wird die Hybridheizung beim Heizen künftig spielen?

Wolfgang Diebel: Das Thema Brennwert-Hybrid-Heizung wird im Bestand in Zukunft deutlich an Bedeutung gewinnen. Das merken wir jetzt schon. Das kommt natürlich auch durch das Thema Elektrifizierung und wird auch durch die Bundesförderung für effiziente Gebäude gepusht. Ein Beispiel: Ich möchte eine Gasbrennwert-Hybridheizung gegen meine alte Ölheizung austauschen. Da kommen Kosten von ca. 25.000 Euro auf mich zu. Wenn ich aber die Förderungen in Anspruch nehme – das heißt 10 Prozent für den Austausch des Ölkessels, 30 Prozent für die Hybridheizung und 5 Prozent für den individuellen Sanierungsfahrplan – dann bekomme ich eine Förderung von 45 Prozent. Das wären dann 11.500 Euro Förderung, sodass unterm Strich nur noch ein Betrag von 13.750 Euro für mich bleibt. Heizungsmodernisierung war noch nie so attraktiv wie heute. Das sollte man nutzen.

Über den Interview-Partner

Wolfgang Diebel ist hauptberuflich Leiter Technik Support und Training bei Buderus – einer Marke der Bosch Thermotechnik GmbH – tätig und bringt sein Expertenwissen in die Arbeit der VdZ ein.

Bildnachweise (v. o. n. u.): © Buderus, privat

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